Zuerst war ich nur auf der Suche nach tierischen Rasenmähern für eine Obstwiese. Die erste kulinarische Begegnung mit einem Burenziegenkotelett legte die Art und Rasse fest. Die Herdbuchzucht kam aus der praktischen Überlegung.

Der Umgang mit den ersten eigenen Burenziegen schließlich weckte die Begeisterung! 

Idee


Ich wurde als Sohn eines Landwirts und bekannten Fleckviehzüchters geboren und wuchs auf dem Bauernhof auf. Somit wurde mir die Landwirtschaft und die Tierzucht in die Wiege gelegt auch wenn ich mich beruflich anders orientiert habe.
Bei der Überlegung, wie man den Grasbewuchs einer Streuobstwiese möglichst geschickt entfernen und nutzen könnte, kamen Schafe in die engere Auswahl. Durch Zufall und Neugier kam ich mit Herrn Pfetsch bei seiner Burenziegenherde ins Gespräch. Es gelang ihm, mein Interesse für diese Tierart zu wecken. Einige Zeit später verkaufte er mir ein Ziegenfleisch-Probierpaket mit verschiedenen Teilstücken. Als (Schaf-)Lammfleisch Liebhaber waren meine Frau und ich sehr gespannt, als wir die ersten Ziegenkoteletts in der Pfanne und dann auf dem Teller hatten.
Um es kurz zu machen: wir waren begeistert! Das beste Fleisch, das wir je auf dem Teller hatten - besser als jedes Schaffleisch! Auch die anderen Teilstücke schmeckten uns vorzüglich.
Damit war klar: wenn tierische Rasenmäher, dann Burenziegen!

Außerdem: Schafe hat ja jeder...

Vorerst blieb es aber bei der Theorie und der Lektüre einiger Bücher über Ziegenhaltung.

Monate später kam mein Bruder auf mich zu: "Du hast doch mal was erzählt, daß Du Ziegen halten willst - ich hätte ein Grundstück für Dich". Es war ein schmaler Streifen mit ca. 70ar, einige Obstbaumruinen drauf, ein total verfallener Rinder-Weidezaun drumherum und großteils steile Hanglage. Für einen Profi-Landwirt wie ihn nicht maschinell zu bearbeiten und unnützer Ballast. Für Ziegen jedoch ideal!

Damit konnte die Realisierung des Ziegenhobbies in Angriff genommen werden!
Ein Bauwagen war noch von unserem Hausbau übrig. In mühsamer Arbeit wurde das Grundstück vom alten überwiegend verrotteten Stacheldrahtzaun befreit und ein geeigneter Elektrozaun beschafft.

Die ersten Ziegen


Schnell bemerkten wir: es ist viel Schrott auf dem Markt. Wenn man ordentliche Tiere will, dann bekommt man sie nur beim Herdbuchzüchter. Diese kosten jedoch auch etwas mehr. Um einen Teil der Investitionen vielleicht einmal wieder hereinholen zu können, beschlossen wir, ebenfalls in die Herdbuchzucht einzusteigen.
Wenn wir was machen, dann richtig!

Die Suche nach geeigneten Tieren gestaltete sich schwierig. Wir wollten trächtige Ziegen kaufen, um möglichst schnell zu einer kleinen Herde zu kommen. Wir hatten noch zu wenige Kontakte und lange fanden wir nicht was wir suchten. Schließlich wurden wir bei einem "Züchter" im Raum Tübingen fündig und kauften im Frühjahr 2004 unsere ersten vier Ziegen, die alle trächtig sein sollten.
Als wir einige Zeit später vom ZZV die Papiere bekamen, stellte es sich heraus, daß er gar nicht der Züchter war, sondern die Tiere selbst als Kitze gekauft hatte. Immerhin stammten sie von bekannten Züchtern aus Baden-Württemberg und die Abstammung war o.k. Auch gab es 5 Monate später keinen Nachwuchs, denn keines der Tiere war beim Kauf trächtig.

Was wir jedoch aus der Geschichte gelernt haben: Tierkauf ist Vertrauenssache!
Und: Kontrolle ist noch besser als Vertrauen!

Inzwischen weiß ich wenigstens, daß auch damals mein Auge schon ganz o.k. war und wir keine Schlechten Tiere als Grundstock unserer Zucht ausgesucht hatten.

Der Aufbau der Zucht


Von Fritz Hörner kauften wir im Herbst 2004 den "Falcone". Ein Prachtkerl! Er sorgte für den ersten Nachwuchs im folgenden Frühjahr. Und weil dieser Nachwuchs sehr schön war, durfte Falcone im folgenden Herbst nochmals ran, bevor er dann an einen anderen Züchter verkauft wurde.
Im August 2006 ersteigerte ich in Pfullingen unseren Darky aus der Zucht Pfetsch. Darky war ein erstklassiger Vererber und brachte unsere Zucht deutlich voran.

Auf Darky folgte mit Bamuthi ein Spitzenbock mit 100% Burenblut aus der Zucht von Bernd und Heike Müller, zusätzlich haben wir seit Herbst 2014 noch Jabari im Einsatz. Er wurde von Armin Baumann in Löffingen gezüchtet.

Was uns geholfen hat

Da ich auf einem Bauernhof mit Wiederkäuern aufgewachsen bin, waren ordentliche Grundlagen vorhanden. Das Studium von Fachbüchern über Ziegenzucht half mein Wissen zu erweitern und das Internet ist eine mehr als nützliche Informationsquelle. Am meisten habe ich jedoch aus dem Dialog mit anderen Burenziegenzüchtern gelernt. Besonders erwähnen möchte ich an dieser Stelle Brigitte Weißmann und Ernst Brill, die sich immer sehr viel Zeit für die Beantwortung meiner Fragen genommen haben. Ein Highlight war die Teilnahme am 2. Europäischen Burenziegentreffen. Mein Sohn Fabian und ich lernten viel aus dem Vortrag von Fred Homeyer und den mit ihm durchgeführten Tierbesprechungen. Einige Monate später durfte ich einen Tag lang Fred Homeyers Gastfreundschaft auf seiner Farm in Texas genießen. Dabei habe ich nicht nur seinen Spitzenbock "Tarzan T66" kennengelernt sondern auch viele seiner über 1000 Burenziegen gesehen und stundenlang mit ihm diskutiert.

Auch in den Folgejahren habe ich mit Sohn Fabian fast jedes der europäischen Burenziegenzüchtertreffen besucht.